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230712

Von den Übungen, die sich hier seit 2021 angesammelt hatten, bleibt es bei einer Auswahl (der Rest ist bereits im Papierkorb gelandet, sofern er von dort nicht wieder verschwunden ist).

Eine »Fancy« von John Dowland, die »Chromatic Fantasy«, wie sie auch genannt wird, hat mich vor ca. einem Jahr auf den Titel »fancy fancies« gebracht. Die Chromatik, mit der Dowlands Fancy den Anfang macht, ist eine Abschweifung, ein Herumirren in der Tonalität. Doppelt genommen, so dachte ich, führt sie vielleicht wieder dahin zurück, weshalb ich diesen Titel für passend gehalten habe. Irgendwie passt er auch auf das Motiv meiner Übungen insgesamt: Ihr Zweck ist es, eine Atmosphäre von Orchesterproben in meine vier Wände zu bringen — mit den Erinnerungen und den oft abstrusen, oft eitlen Vorstellungen (fancy fancies), die ich nach etlichen Jahren Abstinenz damit verbinde.
Wäre das Ganze ein Film, so würde die Musik, wenn man es so nennen kann, in einem etwas heruntergekommenen oder vielmehr verlassenen Ambiente spielen, einem aufgelassenen Veranstaltungssaal der Gewerkschaft etwa, wie er in einem stillgelegten Bergbaugebiet zu finden ist (im Ruhrpott zum Beispiel). Die Bühne erinnert mit ihren Lichtern an einen Orchestergraben, in dem einige verstaubte, schwer motivierbare Veteranen des Bergbaus zu sehen sind (dem Wechsel von der Industrie zur Kunst nicht gerade euphorisch ausgesetzt); ihr Gehör reicht mehr in die eigene Vergangenheit als in die gemeinsame Gegenwart, in der sie (beinahe Nacht für Nacht) ihre Proben abhalten. — Das in etwa ist die Grundstimmung, in der ich zwei drei Stimmen nacheinander einspiele, bevor ich mich von ihrem Zusammenklang selbst überraschen bzw. enttäuschen lasse. Eine gewisse Verpflichtung gegenüber diesem Material — Bruch oder »Schotter«, wie man es wohl nennen muss — führt meist dennoch zu einer weiteren Bearbeitung, doch immer nur so lange, bis sich, wie gesagt, die mehr oder weniger eitle Vorstellung einer Orchesterprobe einstellt.