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2101 ZEICHEN

Um mit diesem Text anzufangen, suchte ich zunächst die Typo, den Spiegel und den Satz, der sich darin mit einer bestimmten Zeichenmenge abbildet. Von der Formatierung her gesehen findet sich dann alles wie von selbst, eine Kursivierung hier und da oder dort noch eine Anmerkung.*)

*) Zu welchem Text? Nun, das ist ein Platzhaltertext und zugleich ein Text über Platzhalter. Hier macht die Kursivierung schon einen Sinn: der Objektbezug ist emphatisch, weniger formal als affektiert. Mit der Emphase kommt, wie mit jeder anderen Attitüde auch, der Selbstbezug ins Spiel. Wenn ich über etwas rede, und sei es über nichts, so zeichnet sich auch die Einstellung ab, mit der ich es mache. So sage ich zum Beispiel mit dem Satz, »es regnet«, mehr als nur, dass es regnet. Zugleich sage ich damit soviel wie, dass ich glaube, dass es regnet. Der Selbstbezug ändert kaum den Sinn des Satzes, ja er macht ihn vielmehr explizit, auch wenn er seinen Wahrheitswert verkehrt. Es regnet nicht, ich täusche mich. Nicht in Bezug auf mich, sondern auf den Regen. Die Skepsis, die den Finger so auf den Irrtum legt, als wäre er zu vermeiden, stellt daher den Selbstbezug immer dem Bezug auf das Objekt voran. Sie klammert diesen damit ein, so als könnte es gar nicht regnen, ohne dass es jemandem wie mir so zu sein scheint (weshalb ich es ja auch glaubte). Ganz unbemerkt breitet sich somit die Figur des Platzhalters aus, eine Figur des Anfangs und der Erwartung, die mit ihm verknüpft ist. So verweist dieser Text mit dem ersten Satz auf sich, ohne jedoch die Willkür zu unterschlagen, wie es ein konsequenter Zweifel wohl verlangt. Er verweist auf sich, als würde es ihn, soeben erst begonnen, schon geben. Dabei erwähnt er mit der Typo eine seiner Bedingungen, unter denen er zu finden wäre. Eine der Bedingungen, unter denen ich nicht nur glaube oder meine, dass es regnet, sondern darauf hinweise, ist der stets mögliche Irrtum. Wie auch immer der Schein oder Anschein beschaffen ist, zu dem ich aufgrund eines möglichen oder tatsächlichen Irrtums so zurückkehre, als wäre er der Anfang und das Erste, an dem ich trotz allem festhalten kann, er — der Schein, der so macht, als würde es regnen — er definiert den Platz, an dem die Erwartung, dass es regnet, erfüllt oder auch enttäuscht werden kann. Und wie wäre es mit jenem Satz, verstanden als ein kleines Stück Literatur? An der Wiederholbarkeit der Figur, der Ersetzung des einen Platzhalters mit dem anderen, scheiden sich die Geschmäcker: Raffinesse versus Naivität, Realismus versus Antirealismus. Die Wiederholung steht nicht immer zur freien Wahl. (Überlänge)